Donnerstag, 21. Juli 2016

#teamrettungsgasse oder: Es könnte so einfach sein.



Es könnte müsste so einfach sein.







Ich habe lange gebraucht, um diesen Beitrag zu schreiben. Das liegt nicht zuletzt an der Komplexität der Thematik. Ich habe mich nun aber entschieden, das Thema so einfach wie möglich zu behandeln.

Denn genau das ist es eigentlich:                    „Einfach“

Die Krux liegt, wie so oft in unserer durchstrukturierten Gesellschaft in dem kleinen Wörtchen „einfach“.
Denn so einfach die Erklärung ist, so augenscheinlich schwer scheint die Umsetzung und Etablierung zu sein.

§ 11 Absatz 2 der StVO sagt immerhin:
"Stockt der Verkehr auf Autobahnen und Außerortsstraßen mit mindestens zwei Fahrstreifen für eine Richtung, müssen Fahrzeuge für die Durchfahrt von Polizei- und Hilfsfahrzeugen in der Mitte der Richtungsfahrbahn, bei Fahrbahnen mit drei Fahrstreifen für eine Richtung zwischen dem linken und dem mittleren Fahrstreifen, eine freie Gasse bilden."
Wikipedia spricht folgendes:
"Bei Verkehrssituationen, die zu einem Rückstau führen, haben die Verkehrsteilnehmer der rechten Fahrspur ihre Fahrzeuge ganz an den rechten Fahrbahnrand zu lenken. Fahrzeuge der linken Spur sollen zum linken Fahrbahnrand gelenkt werden. Damit bildet sich zwischen den beiden Fahrzeugkolonnen eine weitere Fahrspur für Einsatzfahrzeuge."

So weit - So einfach. Oder etwa nicht?

Die Strafe für das Nichtbeachten beträgt satte 20€. Im Vergleich zu unseren österreichischen Nachbarn hinken wir da anständig zurück. Dort liegt die Strafe für die Behinderung von Einsatzkräften durch das Nichteinhalten einer Rettungsgasse bei bis zu 2180€(!).

Wie sich also verhalten? Wie Aufmerksamkeit für die Rettungsgasse erlangen?

Eine Onlinepetition für höhere Strafen ist hier zu finden und zu unterstützen. Geht man den Menschen empfindlich an den Geldbeutel hat das meist den höchsten Lerneffekt.
Doch was können wir bis dahin tun?
Die Antwort ist: Aufklären! Vorbild sein. Vorbildlich handeln. Zumal vorbildlich handeln in diesem Fall schlicht bedeutet, sich an die StVO zu halten. Das sollte doch nicht so schwer sein.

Immerhin erklären uns schon die Kleinsten, wie es geht:



Und wem das noch nicht klein genug ist:



Und was passiert, wenn keine Rettungsgasse gebildet wird, will Ich anhand einiger Zitate aus Nachrichtenmeldungen verdeutlichen:

"Erst keine Rettungsgasse gebildet, dann fröhlich gegafft... Frau in Lebensgefahr... Helfer müssen zu Fuß über die Autobahn rennen und Autofahrer zur Rettungsgasse auffordern... Fahrerin muss wiederbelebt werden..." (NonstopNews)
"Keine Rettungsgasse... Helfer müssen zu Fuß zur Einsatzstelle... Feuerwehr massiv behindert... eingeklemmte Person... uneinsichtige Fahrer..." (Presse Augsburg)
"Mehrere Verletzte... Kleinbus überschlug sich... vier Menschen verletzt fehlende Rettungsgasse..." (Radio Bremen)
"Schwerer Lkw-Unfall... Fahrer eingeklemmt und schwer verletzt... Rettungsmaßnahmen erheblich erschwert, da Autofahrer keine Rettungsgasse bildeten..." (Hannoversche Allgemeine)
"Ein Toter, vier Schwerverletzte... Einsatzkräfte hatten massiv Probleme, da im Stau stehende Fahrzeuge keine Rettungsgasse gebildet hatten..." (Wiesbaden aktuell)

Wer aufmerksam die Nachrichten verfolgt, wird derlei Meldungen leider täglich lesen. Was bleibt, ist ein gewisses Gefühl der Ohnmacht. Die Rettungsgasse ist vorgeschrieben, wird aber nicht gebildet. Es kann mit Bußgeld geahndet werden, ist aber nicht empfindlich genug, um nachhaltig zu wirken.


Was bleibt? Da müssen wir selbst ran.

Vor gefühlt einer Ewigkeit nutzte ich auf Twitter zum ersten Mal den Hashtag #teamrettungsgasse. Damals eher aus einer Laune heraus entstanden, war ich doch überrascht, wie sich in der Twitterwelt eine kleine Bewegung daraus gebildet hat.
Immer mehr Twitterer nutzen den Hashtag, und posten uns Bilder aus dem Stau, wo es mal besser






und mal weniger gut klappt







Der Zusatz #Singleplayer oder #SinglePlayerModus hat sich für die Rettungsgasseneinzelkämpfer etabliert. Aber nur so geht´s.
Und dann gibt es auf Twitter noch die Macher, wie den @Almabtrieb, der die wunderbare Idee hatte, den Gedanken des #teamrettungsgasse  auch in die "reale Welt" zu tragen. Schreiben Sie Ihn an und Sie können diesen wunderbaren Aufkleber bekommen:



Ich wünsche mir für Twitter mehr dieser Aktionen und vielleicht ist dieser Post für den Einen oder Anderen die Initialzündung zum Mitmachen oder im besten Falle die Bestätigung, es weiter so gut zu machen und die Rettungsgasse zu bilden.

Gehen Sie voran, seien Sie das erste Auto, das die Rettungsgasse bildet. Bei Staubeginn, sobald Sie das Gefühl haben der Verkehr stockt. Sobald Sie denken, jetzt hätte ein Einsatzfahrzeug Schwierigkeiten, durchzukommen. Es ist halt wirklich ganz einfach und es werden Ihnen erfahrungsgemäß einige weitere folgen und selbst, wenn das mal nicht der Fall ist, wissen Sie dann doch, dass Sie alles richtig gemacht haben.

Ich schreibe Ihnen dies hier, nein, Ich appelliere an Sie als Bürger, der sich viel im Straßenverkehr bewegt. Ich wünsche es mir als Rettungsassistent für mich und meine Kollegen aller Polizei- und Hilfsorganisationen. Und nicht zuletzt bitte Ich Sie als Vater einer Tochter:
Bilden Sie eine Rettungsgasse. Bei Staubeginn und nicht erst, wenn das erste Martinshorn ertönt. Helfen Sie den Helfern. Helfen Sie, die Überlebenschance der Unfallopfer zu erhöhen. SIE persönlich sind in diesem Szenario ein Teil der Rettungskette. Ihr Beitrag ist maßgeblich oder könnte es sein.
Danke!



Die linke Spur nach links - die rechten Spuren nach rechts.


















5 Kommentare:

  1. Das Thema scheint wirklich komplex zu sein; immerhin gibst Du es hier auch falsch wieder: nach deutscher Regelung müsste bei mehr als 3 Spuren (wie in der Grafik am Schluss) die Gasse in der Mitte gebildet werden. Der Satz "Die linke Spur nach links - die rechten Spuren nach rechts" widerspricht daher dem §11 StVO. Was Du beschreibst, ist die (in meinen Augen deutlich sinnvollere) Regelung in Österreich, wo die Gasse immer zwischen den beiden linken Spuren gebildet wird.

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    1. "...bei Fahrbahnen mit drei Fahrstreifen für eine Richtung zwischen dem linken und dem mittleren Fahrstreifen..." Aus: §11 Abs.2 StVO.

      Ergo: die linke Spur nach links, die anderen Spuren nach rechts.

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  2. Schon klar. Deswegen schrieb ich ja auch "mehr als drei". Bei vier Spuren muss die Gasse laut §11 wieder in der Mitte gebildet werden

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    1. _Bisher_ muss die Gasse in Deutschland bei vier und mehr Spuren in der Mitte gebildet werden. Dies führt immer wieder zu Verwirrung, weswegen es gerade überarbeitet wird, so dass zukünftig auch in der StVO stehen soll, dass die Rettungsgasse immer zwischen der ganz linken Spur und der rechts daneben gebildet wird. So wie es auch auf dem Bild zu sehen ist, welches wohl aus Österreich stammt. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Rettungsgasse#Deutschland und http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/LA/halbzeitbilanz-verkehrssicherheitsprogramm.pdf

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  3. Ja es ist ein leider ernstes Trauerspiel, dass sich immer und immer wieder wiederholt, sobald es sich staut - egal wo. Als ob es weh tun würde, diese Rettungsgasse zu bilden. Wenn dann noch Idioten dazukommen, die sich für besonders clever halten und auf der Standspur vorbeirauschen.... man man man.

    Ich hab schon im Mai drüber geschrieben: https://tulpentopf.de/diesdas/rettungsgasse-nicht-jedermanns-sache

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